Teures Dorf
Hampsteads Aussichten
Wer sich einen preiswerten Überblick über London verschaffen will, der muss nach Hampstead Heath. Denn den schönsten Blick auf die Skyline hat man ohne Zweifel von der Kuppe des Parliament Hill aus. Der Blick ist dermaßen schön, dass er gesetzlich vor Verbauung geschützt ist. Vom Parliament Hill herab schweift das Auge über das Panorama der Hochhaus-Cluster in den Docklands hinüber zu St. Paul’s Cathedral, hinter der neuerdings der Shard-Turm an den Wolken kratzt. Mehr muss man eigentlich auch gar nicht sehen von diesen fernen Gegenden, denn der Londoner Nordwesten, in dem Hampstead Heath liegt, bietet mehr als genug Abwechslung.
Hampstead hat sich den Charakter eines – sehr teuren – Dorfes bewahrt, am Camden Market weiter südlich herrscht hingegen trotz der Touristenströme noch immer ein bohemehafteres Flair. Selbst in Gegenden wie Cricklewood, deren Reihen von Telefon- und Falafel-Shops auf den ersten Blick wenig Liebliches bieten, kann man literarische Reisen unternehmen: Zwischen Willesden und Brent Cross spielt Zadie Smiths wunderbarer Roman „Zähne zeigen“. Auf vielen Sichtachsen erhascht man einen Blick auf den imposanten Bogen des Wembley-Stadions.
Weiter westlich, in White City, liegt das Television Centre, Sendezentrale der British Broadcasting Corporation. Neuerdings passiert man sie mit einer gewissen Wehmut: Die Gebäude stehen zum Verkauf, Radio- und Fernsehstudios werden in den nächsten Jahren umziehen. Das riesige Westfield Shopping Centre nebenan ist kein wirklich adäquater Ersatz für den Wegzug dieser Institution.
Alexander Menden